Dezember 16, 2025
Veraltete Module & ihre modernen Alternativen
Darktable entwickelt sich rasant weiter. Was vor drei Jahren noch „Best Practice“ war, gilt heute oft als veraltet. Der Grund dafür ist meist der Wechsel zum sogenannten Scene-Referred Workflow (szenenbezogen). Dieser neue Ansatz sorgt für natürlichere Farben, bessere Lichter-Rettung und weniger Artefakte (wie Halos).
Damit du nicht versehentlich Module nutzt, die deine Bildqualität verschlechtern, hier eine Übersicht der „Legacy“-Module und was du stattdessen nutzen solltest.
1. Schärfen (Sharpen)
Das ist das klassische „Unscharf maskieren“ (USM), das man von früher kennt.
Warum vermeiden?
Es verstärkt Bildrauschen extrem und erzeugt schnell hässliche helle Ränder (Halos) an Kontrastkanten. Das Ergebnis wirkt oft „digital“, künstlich und überschärft.
Die modernen Alternativen:
Wir haben heute drei Werkzeuge, die das viel besser können:
- Aufnahmeschärfung (Capture Sharpening):
- Wofür: Die absolute Basis. Es holt die Details zurück, die durch den Sensor-Filter verloren gehen.
- Vorteil: Extrem einfach (meist nur an/aus) und rauscharm.
- Kontrast-Equalizer:
- Wofür: Um Strukturen und Texturen knackiger zu machen.
- Vorteil: Sehr intuitiv zu bedienen und erzeugt keine Halos.
- Zerstreuen oder Schärfen (Diffuse or Sharpen):
- Wofür: Die High-End-Lösung für Perfektionisten.
- Tipp: Nutze hier das Preset „Objektivunschärfe entfernen“ (Lens Deblur). Es rechnet die Unschärfe physikalisch korrekt heraus, statt nur Kanten zu überzeichnen.
2. Tiefen und Lichter (Shadows and Highlights)
Früher das Standard-Werkzeug, um dunkle Bereiche aufzuhellen und helle abzudunkeln.
- Warum vermeiden? Es führt im modernen Workflow oft zu flauen Bildern und lokalen Kontrastverlusten. Zudem entstehen schnell Halos um Objekte (z.B. Bäume vor hellem Himmel).
- Die moderne Alternative:Tone Equalizer.
- Er ist mächtiger, erhält den lokalen Kontrast besser und vermeidet Halos fast vollständig. Die Bedienung über den „Cursor im Bild“ ist zudem sehr intuitiv.
3. Basiskurve (Base Curve)
Lange Zeit das Modul, das dem RAW-Bild den typischen „JPEG-Look“ gab.
- Warum vermeiden? Die Basiskurve brennt Lichter oft zu früh aus und macht Farben in hellen Bereichen blass (Hue Shift). Sie arbeitet „display-referred“ und beschneidet Daten, die wir später noch bräuchten.
- Die moderne Alternative: AgX (oder Filmic RGB, Sigmoid).
- Diese Module mappen den riesigen Dynamikumfang der Kamera sanft auf deinen Monitor, ohne Farben zu zerstören. Sigmoid ist dabei oft einfacher zu bedienen und liefert knackigere Ergebnisse „out of the box“.
- Ab DT 5.4 ist AgX die beste Wahl.
4. Weißabgleich (White Balance) – Teilweise
- Achtung: Das Modul „Weißabgleich“ wird immer noch benötigt, aber anders!
- Die Änderung: Im modernen Workflow stellst du das Modul „Weißabgleich“ nur noch fest auf „Kamera-Referenz“ (oft Standard).
- Die moderne Alternative: Die eigentliche kreative Anpassung (wärmer/kälter) machst du im Modul Farbkalibrierung (Color Calibration). Es bietet viel mächtigere Werkzeuge zur Farbanpassung (CAT) und geht besser mit schwierigem Licht um.
5. Lokaler Kontrast (Local Contrast)
Status: Bedingt empfehlenswert.
Worum geht es hier?
Hier geht es nicht um hell/dunkel (das macht AgX), sondern um Struktur und Klarheit. Das Modul soll das Bild „knackiger“ machen.
Warum vorsichtig sein?
Das alte Modul arbeitet oft grob und erzeugt schnell unnatürliche Ränder (Halos).
Die besseren Alternativen:
- Kontrast-Equalizer:
Der König für Strukturen. Hier kannst du gezielt entscheiden: Willst du feinste Details schärfen oder grobe Formen plastischer machen? Das gibt dir viel mehr Kontrolle ohne Nebenwirkungen. - Zerstreuen oder Schärfen (Diffuse or Sharpen):
Das Preset „Lokalen Kontrast hinzufügen“ sorgt für extrem saubere, feine Strukturen und gibt dem Bild den letzten Schliff, den AgX allein oft nicht liefert.
Zusammenfassung: Dein moderner Werkzeugkasten
Jetzt weißt du, was du nicht mehr benutzen solltest. Aber was stattdessen?
Wenn du neu in Darktable bist (oder umsteigst), konzentriere dich auf diese „Big 5+1“. Damit deckst du 95% deiner Bearbeitungen ab – schneller und mit besserer Qualität:
- Belichtung: Helligkeit steuern (Mitteltöne).
- Farbkalibrierung: Der moderne Weißabgleich.
- AgX (oder Sigmoid): Kontrast & Dynamik bändigen.
- Tone Equalizer: Schatten aufhellen, Lichter retten (ohne Halos!).
- Farbbalance RGB: Sättigung, Farbgrading & Brillanz.
+1. Schärfe & Details (Optional):
Ganz zum Schluss, wenn der Look steht.
- Aufnahmeschärfung (im RAW)
- Kontrast-Equalizer oder Zerstreuen/Schärfen (für den „Pop“)
- Entrauschen
Wie geht es weiter?
Wie du diese Module in der richtigen Reihenfolge einsetzt und wie sie zusammenspielen, erfährst du Schritt für Schritt im nächsten Kapitel: Standard-Workflow
Warum wir von diesen Modulen abraten
Darktable ist stolz auf seine Abwärtskompatibilität. Das bedeutet: Auch Module, die vor 10 Jahren entwickelt wurden, sind heute noch da, damit du alte Bearbeitungen öffnen kannst.
Aber: Viele dieser Module (oft „display-referred“ genannt) arbeiten nach einer Logik, die nicht mehr zum modernen, physikalisch korrekten Workflow („scene-referred“) passt.
Wenn du diese alten Module mitten in einen modernen Bearbeitungsprozess mischst, kann das zu Problemen führen:
- Halos (Lichtsäume) um Kanten
- Unnatürliche Farbverschiebungen
- Verlust von Bildinformationen in hellen Bereichen
Unsere Philosophie auf darktable.info:
Wir wollen dir den bestmöglichen, zukunftssicheren Weg zeigen. Deshalb markieren wir diese Module hier als „Veraltet“ oder „Nicht empfohlen“. Erfahrene Profis mögen sie für Spezialeffekte nutzen – als Einsteiger machst du dir das Leben aber unnötig schwer, wenn du sie verwendest.
