Letztes Update: November 30, 2025
AgX – Der neue Standard für Farben & Kontrast (ab Darktable 5.4)
Mit Darktable 5.4 (Weihnachten 2025) zieht ein neues, mächtiges Modul in die Dunkelkammer ein: AgX. Es basiert auf der gleichnamigen Farbtransformation aus der 3D-Software Blender und hat das Potenzial, Filmic RGB und Sigmoid als Standard abzulösen.
Was macht AgX anders?
Das Hauptproblem bisheriger Tone-Mapper (wie Filmic) ist das sogenannte „Notorious 6“-Problem: Wenn Farben sehr hell werden (z.B. eine leuchtende rote LED oder ein Sonnenuntergang), neigen sie dazu, unnatürlich zu wirken oder in reines Weiß/Gelb/Cyan abzudriften („Rattern“ der Farbkanäle).
AgX löst das durch einen Trick:
Es manipuliert die Farben bevor die Kontrastkurve angewendet wird. Es baut quasi einen eigenen Farbraum, dreht und entsättigt Farben gezielt in den Lichtern, damit sie beim Aufhellen natürlich aussehen – ähnlich wie analoger Film.
Die wichtigsten Regeln für AgX
- Es kann nur Einen geben: Nutze AgX niemals zusammen mit Filmic RGB, Sigmoid oder der Basiskurve. Es kann nur einen Tone-Mapper geben!
- Reihenfolge: Alles vor AgX ist „Scene-Referred“ (physikalisch korrektes Licht), alles danach ist „Display-Referred“ (für den Monitor angepasst).
- Belichtung zuerst: Stelle im Modul Belichtung zuerst deine Mitteltöne (das Hauptmotiv) korrekt ein. AgX kümmert sich dann darum, dass Lichter und Schatten „reinpassen“.
Die Bedienung: Schritt für Schritt
1. Der Start (Presets)
AgX kommt mit sehr guten Voreinstellungen.
- Blender-like: Der klassische, filmische Look aus Blender. Eher sanft in den Lichtern.
- Punchy: Mehr Kontrast und Farbe, wirkt moderner und „knackiger“.
- Smooth: Ähnelt dem Verhalten des Sigmoid-Moduls.
2. Dynamikumfang (Input Exposure Range)
Hier sagst du AgX, wo Schwarz und Weiß in deinem Bild liegen.
- Nutze die Pipetten für Schwarz- und Weißpunkt oder den Button „Belichtung lesen“ (Kamera-Icon), der die Werte aus dem Belichtungs-Modul schätzt.
- Das Ziel: Das Histogramm sollte den verfügbaren Platz gut ausnutzen, ohne hart abzuschneiden.
3. Die Kurve (Kontrast)
AgX bietet eine Kurve, die sich ähnlich wie Filmic verhält, aber robuster ist.
- Pivot (Drehpunkt): Wähle mit der Pipette dein Hauptmotiv (z.B. ein Gesicht). AgX sorgt dafür, dass dort der Kontrast am höchsten ist.
- Kontrast: Steuert die Steilheit der Kurve.
- Schulter & Zehe (Shoulder/Toe): Hiermit bestimmst du, wie sanft die Lichter (Schulter) und Schatten (Zehe) auslaufen. Ein „härteres“ Auslaufen (höhere Power) bringt mehr Zeichnung in die Extreme, kann aber flach wirken.
4. Der „Look“ (Nachbearbeitung)
Ganz unten im Modul findest du Regler für den finalen Schliff:
- Sättigung: Globale Farbstärke.
- Helligkeit & Lift: Um Schatten aufzuhellen oder einen „Faded“-Look (flaue Schwarzwerte) zu erzeugen.
- Farbton erhalten (Preserve Hue): Ein wichtiger Regler! Da AgX Farben in den Lichtern stark manipuliert, kannst du hier den ursprünglichen Farbton teilweise zurückholen. 0% ist der reine „AgX-Look“, höhere Werte bringen die Originalfarben zurück (auf Kosten der Natürlichkeit in extrem hellen Bereichen).
Für Profis: Die „Primaries“ (Farbraum-Magie)
Im Reiter „Primaries“ (oder im erweiterten Menü) kannst du genau steuern, wie AgX die Farben „verbiegt“.
- Attenuation (Dämpfung): Wie stark sollen Rot/Grün/Blau entsättigt werden, wenn sie heller werden?
- Rotation: Dreht den Farbton (z.B. wird Rot in den Lichtern eher Gelb oder Magenta?).
- Purity Boost: Versucht, nach der Kurve wieder „Reinheit“ in die Farben zu pumpen.
Fazit
AgX ist komplexer als Sigmoid, aber mächtiger als Filmic. Es ist die beste Wahl für Bilder mit extremen Lichtsituationen (Konzerte, Sonnenuntergänge, künstliches Licht), da es Farben dort stabil hält, wo andere Module versagen.

