Letztes Update: Dezember 1, 2025
Der Standard-Workflow an einem Praxis-Beispiel erklärt
Häufig orientiert sich die Belichtungsautomatik der Kamera an hellen Bildbereichen, wodurch das eigentliche Hauptmotiv zu dunkel abgebildet wird. Dies tritt besonders häufig bei dunklen Motiven (wie hier der schwarzen Katze) oder in Gegenlichtsituationen auf.
Ausgangslage
Das RAW-Bild ist unterbelichtet. Lediglich die hellen Lichtreflexe auf dem Baumstamm und im Hintergrund sind korrekt belichtet, während das Hauptmotiv wenig Zeichnung aufweist. Da es sich um eine RAW-Datei handelt, sind diese Bildinformationen jedoch vorhanden und können rekonstruiert werden.

Schritt 1: Belichtung (Exposure)
Im ersten Schritt wird die globale Helligkeit des Bildes korrigiert.
Globale Anpassung: Zunächst wird die Belichtung so weit angehoben, dass die Mitteltöne des Bildes korrekt erscheinen.

Lokale Anpassung (Maske): Da eine globale Aufhellung dazu führen würde, dass der helle Hintergrund überstrahlt, nutzen wir eine zweite Instanz des Belichtungs-Moduls. Mit einer weichen, gezeichneten Maske wird gezielt nur der Bereich der Katze und des Baumstamms aufgehellt. Dies lenkt den visuellen Fokus sofort auf das Hauptmotiv.

Schritt 2: Farbkalibrierung (Color Calibration)
Dieses Modul dient primär der korrekten Einstellung des Weißabgleichs im Rahmen des modernen Workflows.
Anwendung: In diesem Fall hat die Kamera den Weißabgleich bereits zufriedenstellend getroffen. Die Lichtstimmung wirkt natürlich, weshalb hier keine weiteren Korrekturen notwendig sind. Das Modul verbleibt auf den Standardeinstellungen (oder übernimmt die Werte „wie Aufnahme“).
Schritt 3: AgX (oder Sigmoid/Filmic)
Hier erfolgt das Tone Mapping, also die Kompression des Dynamikumfangs auf den darstellbaren Bereich des Monitors.
Anwendung: Das Modul sorgt dafür, dass die durch die Belichtungskorrektur entstandenen sehr hellen Lichter (Highlights) sanft abgerollt werden und nicht hart „clippen“ (weiß ausfressen). Gleichzeitig wird der Kontrast in den Schattenbereichen gesteuert, um ein flaues Bild zu vermeiden.

Schritt 4: Tone Equalizer
Der Tone Equalizer ist ein mächtiges Werkzeug für lokale Kontrastanpassungen („Dodge & Burn“), ohne dabei Masken zeichnen zu müssen.
Problem: Im Hinter- und Vordergrund befinden sich helle Bereiche, die den Blick vom Hauptmotiv ablenken.
Lösung: Mit dem Tone Equalizer werden die hellsten Bereiche des Bildes (Highlights) selektiv abgedunkelt. Dadurch tritt der Hintergrund visuell zurück, und die Aufmerksamkeit des Betrachters bleibt auf der Katze.

Schritt 5: Farbbalance RGB (Color Balance RGB)
Dieses Modul ist zuständig für Sättigung und kreatives Color Grading.
Anwendung: Da wir einen natürlichen Look anstreben und die Farben des Waldes bereits stimmig sind, ist in diesem Beispiel keine starke Manipulation notwendig. Das Bild profitiert von der natürlichen Farbgebung, weshalb wir diesen Schritt überspringen oder nur minimale Anpassungen an der globalen Sättigung vornehmen.
Optional: Schärfe & Details
Nachdem Belichtung und Farbe stimmen, geht es an die Details.
Die Basis: Aufnahmeschärfung (Neu ab Darktable 5.4)
Das entfernt die leichte Unschärfe des Kamerasensors direkt an der Quelle. Es ist der sauberste und schnellste Weg zur Grundschärfe. Mach das zum Standard!

Kontrast-Equalizer
Bei Tierporträts liegt der Fokus idealerweise auf den Augen. In dieser Aufnahme ist der Fokuspunkt nicht perfekt getroffen.
Lösung: Mit dem Kontrast-Equalizer heben wir die lokalen Kontraste an. Dies verstärkt die Struktur im Fell und lässt die Augen klarer und schärfer wirken, was dem Bild mehr Tiefe verleiht.
Zuschnitt (Crop)
Der finale Bildausschnitt entscheidet über die Bildwirkung.
Anwendung: Das Originalformat enthält viele irrelevante Randbereiche. Durch einen engeren Zuschnitt platzieren wir die Katze prominenter im Bild (z. B. nach der Drittel-Regel). Störende Elemente am Bildrand werden entfernt, wodurch die Komposition ruhiger und fokussierter wirkt.


